Wolfgang Steinitz

Wolfgang Steinitz wurde am 28. Februar 1905 in Breslau geboren. Er studierte von 1923 bis 1928 finnisch-ugrische Sprachen und Völkerkunde an den Universitäten Berlin und Breslau und wurde 1932 in Berlin promoviert.
In den Jahren von 1924 bis 1926 war er wissenschaftliche Hilfskraft am Museum für Völkerkunde in Berlin und hielt sich zu Studienzwecken in Finnland, Ungarn und der Sowjetunion auf. Schon vor Beendigung seines Studiums arbeitete Steinitz ab 1926 als wissenschaftlicher Assistent am Ungarischen Institut der Universität Berlin. Aus dieser Anstellung wurde er 1933 wegen seiner Mitgliedschaft in der KPD, der er seit 1927 angehörte, entlassen. Als Jude engagierte er sich im antifaschistischen Widerstand in Berlin und emigrierte 1934 nach Estland. Von 1934 bis 1937 war Steinitz Professor für Finno-Ugristik am Leningrader Institut für Nordvölker, von 1938 bis zum Kriegsende Gastprofessor an der Universität Stockholm.

Wolfgang Steinitz kehrte 1946 nach Deutschland zurück, wo er sich im sowjetisch besetzten Teil Berlins niederließ. Im selben Jahr wurde er zum außerordentlichen, 1949 zum ordentlichen Professor für finnisch-ugrische Sprachwissenschaft berufen. Außerdem wurde er zum Direktor des Finnisch-ugrischen Instituts der Humboldt-Universität ernannt.
Seit 1951 gehörte Steinitz als ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW) an, deren Vizepräsident er von 1954 bis 1963 war. 1952 wurde zum Direktor des Instituts für deutsche Volkskunde der DAW ernannt. Gleichzeitig war er Abteilungsleiter am Institut für deutsche Sprache und Literatur. Im selben Jahr lernte Wilhelm Fraenger auf Vermittlung von Ingeborg Weber-Kellermann, Mitarbeiterin am Institut für deutsche Volkskunde, Wolfgang Steinitz kennen. Steinitz setzte sich für Wilhelm Fraenger und dessen Forschungsziele ein, was 1953 zum Eintritt Fraengers in das Institut führte.

Steinitz war Mitglied in verschiedenen wissenschaftlichen und politischen Gremien. So war er von 1954 bis 1958 Mitglied des Zentralkomitees der SED, seit 1960 Vizepräsident der „International Union of Anthropological and Ethnological Sciences Paris“ und seit 1962 Mitglied des „Comité International Permanent des Linguistes“.
Steinitz veröffentlichte zahlreiche Bücher, u.a. zur finnisch-ugrischen Sprachwissenschaft, sowie Lehrbücher der russischen Sprache. Einen seiner Forschungsschwerpunkte bildeten Volkslieder und Volksdichtungen.

Wolfgang Steinitz starb am 21. April 1967. Sein Name bleibt mit dem Neuaufbau der Volkskunde in der DDR eng verbunden. Am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin beschäftigt sich seit April 2000 das Projekt „Wolfgang Steinitz (1905 – 1967): Jude, Bildungsträger, Wissenschaftler, Kommunist“ mit Leben und Werk des Sprachwissenschaftlers und Volkskundlers.