Carl Zuckmayer
Carl Zuckmayer: Brief an Ingeborg Baier-Fraenger und Tabakdosen samt Zolldeklaration (© Wilhelm-Fraenger-Gesellschaft)
Der Dramatiker Carl Zuckmayer, geboren am 27. Dezember 1896 in Nackenheim (Rheinhessen), studierte von 1918 bis 1919 in Frankfurt a.M. und Heidelberg Recht, Philosophie, Soziologie und Naturwissenschaften. 1920 wechselte er zum Theater und arbeitete unter anderem mit Bertolt Brecht und Max Reinhardt zusammen.
Mit dem volkstümlichen Bühnenstück „Der fröhliche Weinberg“ (1925) und dem antimilitaristischen Satirestück „Der Hauptmann von Köpenick“ (1931) gelang ihm der Durchbruch. 1933 erhielt Zuckmayer ein Aufführungsverbot. Daraufhin emigrierte er zunächst nach Österreich und später in die USA. Das 1947 in Zürich inszenierte Stück „Des Teufels General“ wurde ein Welterfolg. Zuckmayer kehrte, trotz vieler Ehrungen und Preise, nicht mehr nach Deutschland zurück. 1958 ließ er sich in der Schweiz nieder und schrieb dort seine 1966 erschienenen Lebenserinnerungen „Als wär’s ein Stück von mir“. Am 18. Januar 1977 starb Zuckmayer in Visp.
Zuckmayer lernte Fraenger etwa 1917 in Heidelberg während seiner Studienzeit kennen. In seinen Memoiren erinnerte er sich nachhaltig an seine Begegnung mit Fraenger: „Ungewöhnlich wie sein Geist und seine sprühende Phantasie war seine Erscheinung, die sich von allen anderen Gestalten der akademischen Welt aufs originellste abhob und unterschied. […] Kam er auf der Strasse daher, […] so dachte man weder an einen modernen Gelehrten noch an einen zeitgenössischen Bohemien, aber erst recht nicht an eine Spitzweg-Figur oder einen ‚Stillen im Lande‘; eher an einen Alchimisten und Goldmacher, einen Geheimbündler der Steinmetzzunft, an einen spitzzüngigen Erzschelm, einen aus der Kutte entsprungenen Mönch, Reformator oder Wiedertäufer, vielleicht auch an einen Baalspfaffen, Mystagogen und Laster-Abbé.“
Die „Gemeinschaft“ bot für Zuckmayer eine willkommene Abwechslung zum herkömmlichen Trott an der Universität: „So kamen wir gerade recht, um der ‘Gemeinschaft’ […] eine feste und vitale Basis zu verschaffen. Wir wurden Publikum und Mitwirkende, Schüler und Assistenten seiner Veranstaltungen, die von Lichtbildervorträgen und Privatseminaren bis zu Dichterlesungen, Aufführungen alter und neuer Stücke, auch selbst verfaßter oder zusammengestellter Szenenfolgen, eine vielschichtige Skala umfaßten.“