Die Gemeinschaft
Programmdeckblatt „Die Gemeinschaft“ mit Holzschnitt von Max Zachmann, 1919
Am 23. Februar 1919 gründete Wilhelm Fraenger „Die Gemeinschaft“ in Heidelberg als Gegenpol zum elitären Akademismus der Universität. Sie war ein freier Arbeitsbund mit dem Ziel, die „Sinndeutung der Gegenwart im ganzen Umkreis der Kulturerscheinungen zu bieten“. Dies sollte über alle Schichten und Schranken hinweg durch kulturelle Aktivitäten wie Vorträge, Lesungen, Diskussionen und Ausstellungen erreicht werden. Insbesondere ging es Fraenger darum, die vergangenen Werke der Literatur, Kunst und Musik mit den Aufgaben und Zielen der Gegenwartsgestaltung in Beziehung zu setzen.
Ausgangspunkte waren das Erleben von Zusammenbruch, Revolution und Aufbruch nach dem Krieg und deren historische Parallelen. Ziel war ein neues Bewußtsein menschlicher Gemeinschaft, welches mit der Überwindung des Individualismus einhergehen sollte. Nach einer zweijährigen Blütezeit löste sich „Die Gemeinschaft“ im Sommer 1921 aus finanziellen Gründen auf.
Zur inhaltlichen Gestaltung der „Gemeinschafts“- Aktivitäten konnte Fraenger eine Reihe von Geisteswissenschaftlern und Künstlern aus seinem Bekannten- und Freundeskreis gewinnen, unter ihnen Hans Fehr, Theodor Haubach, Oskar Kokoschka, Hans Prinzhorn und Carl Zuckmayer. Die Veranstaltungen und Ausflüge der „Gemeinschaft“ umfaßten ein weites Feld kulturwissenschaftlicher Disziplinen. Sie konnten von seriösen Vorträgen bis zu ausgelassenen Zusammenkünften reichen.