Schloßbibliothek Mannheim

Mit der Übernahme der Leitung der Mannheimer Schloßbibliothek im Jahre 1927 nahm Wilhelm Fraenger seine erste feste Stelle an, da er als freier Wissenschaftler kein ausreichendes Einkommen mehr hatte. Vor Fraengers Amtsantritt wurde die Bibliothek privat von einem Verein betreut. Die Öffnungszeiten waren kurz, und die Ausleihe war den Vereinsmitgliedern vorbehalten. Unter Fraengers Ägide kam es zu einer Reorganisation der gesamten Bibliothek und mit der Eingliederung der Bibliothek der Handelshochschule zu einer erheblichen Bestandserweiterung. Außerdem wurde die Schloßbibliothek allen Bevölkerungsschichten durch erweiterte Öffnungszeiten und geänderte Ausleihmodi zugänglich gemacht. Darüber hinaus initiierte Fraenger ein umfangreiches Kulturprogramm mit Ausstellungen, Kursen, Diskussionsabenden und Tagungen. Er verstand Bibliotheksarbeit als wichtigen Bestandteil der kulturellen Erwachsenenbildung. Der Erfolg ließ sich an steigenden Ausleihzahlen ablesen, wodurch die Schloßbibliothek Mannheim (nunmehr Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mannheim) die führende Stellung in Baden einnahm.

1933 wurde Fraenger von den Nationalsozialisten aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus dem Dienst entfernt.