Castrum Peregrini
Wolfgang Frommel, Manuel Goldschmidt, Gisèle d’Ailly van Waterschoot van der Gracht und Claus Victor Bock auf der Insel Paros, 1971
Der Name des 1950 in Amsterdam gegründeten Verlags „Castrum Peregrini“ bezieht sich auf die Wohnung der Malerin Gisèle van Waterschoot van der Gracht an der Herengracht in Amsterdam, wo sich Wolfgang Frommel ab 1942 aufhielt und einige verfolgte niederländische und deutsche Jugendliche meist jüdischer Herkunft versteckte. Das Versteck war nach einer Kreuzfahrerburg bei Haifa namens „Castrum Peregrini“ (Pilgerburg) benannt worden. Der während des Krieges entstandene Freundeskreis um Frommel beschloß die Gründung eines Periodikums. Das von Frommel und Fraenger erarbeitete Konzept einer humanistischen Zeitschrift ging auf eine gemeinsame Idee aus dem Jahr 1934 zurück. Der Plan, eine Publikationsreihe in dem Verlag „Die Runde“ herauszugeben, war damals aufgrund der politischen Situation gescheitert. 1937 emigrierte Frommel, und der Kontakt zu Fraenger wurde unterbrochen. Nachdem sie 1947 die Verbindung wieder aufgenommen hatten, lebte auch der Plan einer Zeitschriftenreihe erneut auf.
1951 erschien die Zeitschrift „Castrum Peregrini“ zum ersten Mal. Thematisch konzentrierte sie sich auf Stefan George und seinen Kreis sowie auf Dichtung, Kunst- und Geistesgeschichte. Da Fraenger wegen seines ostdeutschen Wohnorts Bedenken hatte, namentlich als Mitbegründer der Zeitschrift genannt zu werden, übernahm er zusammen mit Frommel und Carl August Klein die Patenschaft. Fraenger wurde einer der wichtigsten Autoren des „Castrum Peregrini“ und veröffentlichte mehrere Aufsätze. Bereits im ersten Heft erschien von ihm eine Interpretation zu Hieronymus Bosch. Bei drei weiteren Heften war er der alleinige Verfasser. Für Fraenger war die Mitarbeit am „Castrum Peregrini“ ein wichtiger Halt in einer für ihn schwierigen Zeit. Das Personengeflecht um den Verlag stellte für ihn eine geistige Gemeinschaft dar, die ihm eine Alternative zu seiner konkreten Lebenssituation bot.
Wolfgang Frommel engagierte sich als geistiger Mentor für die Zeitschrift und betreute einen wachsenden Kreis von Abonnenten. 1954 übernahm der Dichter Manuel R. Goldschmidt die verlegerische Verantwortung und wandelte den Verlag 1958 in eine kulturelle Stiftung gleichen Namens um. Die Schirmherrin wurde Gisèle d’Ailly van Waterschoot van der Gracht.