Gisèle van Waterschoot van der Gracht
Die 1912 in Den Haag geborene Malerin Gisèle van Waterschoot van der Gracht wuchs in den Niederlanden, den USA und in Österreich auf. 1931 ging sie nach Paris und studierte vor allem die Techniken Kupferstich und Radierung. 1934 kehrte sie in die Niederlande zurück, wo sie in Kreisen holländischer Dichter und Künstler verkehrte.
1936 begann Gisèle van Waterschoot van der Gracht, bei dem bekannten holländischen Glasfensterkünstler Joep Nicolas als Glasmalerin zu arbeiten. Sie bezog ein Atelier in Leeuwen-Maasniel in der Provinz Limburg. Als Nicolas 1939 nach Amerika emigrierte, führte sie seine noch laufenden Aufträge weiter aus. 1940 zog sie mit ihrer Familie nach Bergen in Nord-Holland, wo der mit ihr befreundete Dichter Adriaan Roland Holst lebte. In seinem Haus lernte sie 1941 Wolfgang Frommel kennen, der 1942 in ihre Wohnung in der Amsterdamer Herengracht zog. Dort versteckten sie eine Gruppe meist jüdischer Jugendlicher deutscher und niederländischer Nationalität. Gisèle van Waterschoot van der Gracht und Wolfgang Frommel stellten die Versorgung der Untergetauchten sicher. Zwischen ihnen entwickelte sich eine enge freundschaftliche Beziehung, die auch nach dem Krieg anhielt. Im Mittelpunkt stand die Beschäftigung mit Dichtung und der humanistischen abendländischen Tradition. Nach ersten Ausstellungen in Amsterdam und Den Haag im Jahr 1941 stellte Gisèle van Waterschoot van der Gracht 1946 in New York Federzeichnungen aus. Es folgten weitere Ausstellungen und Aufträge, unter anderem für Kirchenfenster und für Wandteppiche.
1958 kaufte sie das Haus in der Herengracht, in dem im gleichen Jahr die gemeinnützige Stiftung Castrum Peregrini gegründet wurde, deren Schirmherrin sie wurde. Im Jahr darauf heiratete sie den ehemaligen Amsterdamer Bürgermeister Arnold J. d’Ailly, der 1967 starb. Eine künstlerisch wichtige Zeit waren für sie die Jahre 1965 bis 1982, während derer sie sich häufig und lange auf der griechischen Insel Paros aufhielt und das Kloster Agios Ioannis umbaute.
1998 wurde der Name Gisèle d’Ailly van Waterschoot van der Gracht auf der Ehrenwand der Gerechten in Jerusalem eingeschrieben.