Deutsche Akademie der Wissenschaften
1953 holte der Volkskundler und Sprachwissenschaftler Wolfgang Steinitz Wilhelm Fraenger an die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW). Fraenger empfand dies als Kompensation für seinen Ausschluß aus der SED. Er war zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Volkskunde an der DAW, ab 1954 auch dessen stellvertretender Direktor. Fraenger engagierte sich dort insbesondere in der Konzeption des wiederzueröffnenden Museums für Volkskunde in Berlin. Er sollte die Leitung des Museums übernehmen, wobei er den Ausstellungsbetrieb mit einem Forschungsinstitut verbinden wollte. Mit der Darstellung der Entwicklung menschlicher Lebensformen bis in die Gegenwart hoffte Fraenger, die Volkskunde von jeglicher romantischen Verklärung befreien zu können.
Aufgrund von Kompetenzstreitigkeiten zwischen der DAW und dem Verband der Staatlichen Kunstsammlungen scheiterte das Vorhaben zunächst. Fraenger zog sich mit dem Hinweis auf seinen schlechten Gesundheitszustand zurück. Erst 1957 wurde das Museum als „Museum für deutsche Volkskunst“ unter der Leitung von Ulrich Steinmann eröffnet.
Neben seiner Museumsplanung erarbeitete Fraenger seit Ende 1953 im Auftrag der DAW ein Programm für eine Volkskunde-Zeitschrift, die ab 1955 als „Deutsches Jahrbuch für Volkskunde“ erschien. Fraenger war zeitweilig sowohl Herausgeber als auch für die Redaktion verantwortlich. Das neue Jahrbuch sah er als Nachfolger des von ihm begründeten „Jahrbuchs für historische Volkskunde“. Inhaltlich befaßte sich das „Deutsche Jahrbuch für Volkskunde“ auch mit ausländischem Überlieferungsgut. Von 1973 bis 1989 wurde es als „Jahrbuch für Volkskunde und Kulturgeschichte“ fortgesetzt. 1960 initiierte Fraenger zusätzlich die Zeitschrift „Demos“, die noch heute erscheint.