Louise Kayser-Darmstädter
Louise Kayser-Darmstädter in ihrem Atelier, 1948
Die bildende Künstlerin Louise „Lulu“ Kayser-Darmstädter wurde am 26. April 1894 in Mannheim als Tochter einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie geboren. Sie studierte auf Wunsch ihres Vaters zunächst Ökonomie und danach in München Kunst. Zwischen 1915 und 1919 stellte sie einige Werke (u.a. Portraits) im Mannheimer Kunstverein aus, 1922 gewann sie den Kunstpreis der Münchener Akademie und unterrichtete für einige Jahre eine eigene Klasse in Komposition und Portrait. Nach zwei Ehen heiratete sie 1930 den Kunsthistoriker Stefan (Stephen) Kayser, der bis 1933 Redakteur bei der „Mannheimer Zeitung“ war. Lange vor den großen Deportationen in Mannheim flüchteten Louise und Stefan Kayser in die Tschechoslowakei, von wo aus sie 1938 in die Vereinigten Staaten emigrierten. In Berkeley (Kalifornien) studierte Louise Kayser-Darmstädter Schiffbau und Industriedesign. Sie arbeitete in einem Ingenieurbüro und malte nebenbei weiter Portraits. 1943 hatte sie eine Einzelausstellung in der „Art-Gallery of Oakland“; ihr Mann hielt Vorlesungen an der „University of California“. 1944 wurde Stephen Kayser zum Kurator des neuen „Museum of the Jewish Theological Seminary“ nach New York berufen.
Mit zunehmendem religiösen Interesse und in spiritueller Askese fand Louise Kayser-Darmstädter zur bildlichen Auseinandersetzung mit kirchlichen Räumen. 1947 erhielt sie den Auftrag, zwölf Glasfenster für den zerstörten „Har Zion“ Tempel in Philadelphia zu entwerfen: eine Arbeit, die sie vollkommen erfüllte und ihren künstlerischen Ausdruck erweiterte. In diesem Zusammenhang lernte sie in New York Marc Chagall kennen. 1964 zogen die Kaysers erneut nach Kalifornien (Santa Monica), wo Louise Kayser-Darmstädter sich Portraits sowie kalifornischen Landschaften widmete und ihr Mann weiter kunsthistorischen Vorlesungen hielt. Louise Kayser-Darmstädter starb im September 1983.
Louise Kayser erlebte Fraenger erstmalig bei seinen kunstwissenschaftlichen Vorträgen zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Die Freundschaft zwischen Louise Kayser und Wilhelm Fraenger seit Mitte der 20er Jahre – ihr Schwager bezeichnete Fraenger als ihren „besten Freund“ – dokumentierte sich in zahlreichen gegenseitigen Geschenken, Widmungen und Briefen. Nach Fraengers Tod pflegte sie weiterhin freundschaftlichen Kontakt zu Auguste Fraenger und Ingeborg Baier-Fraenger. Louise Kayser-Darmstädter kannte Fraenger als einen äußerst empfindsamen Menschen, der sie nachhaltig beeindruckte. Obgleich Protestant, war Fraenger der erste, der ihr einen Zugang zu ihrem jüdischen Glauben vermittelte.