Werner Gothein
Der am 8. März 1890 in Karlsruhe geborene Werner Gothein war der Sohn des Kulturhistorikers und Nationalökonoms Eberhard Gothein und seiner Frau Marie-Louise Gothein, einer Kulturwissenschaftlerin, deren zweibändiges Standardwerk „Geschichte der Gartenkunst“ bis heute aufgelegt wird. Werner Gothein und sein Bruder Percy wuchsen zunächst in Bonn, später dann in Heidelberg auf, wo der Vater 1904 eine Professur an der Universität übernahm.
1912 begeisterte sich Werner Gothein auf einer Ausstellung für die Werke von Ernst Ludwig Kirchner, der 1905 einer der Gründer der expressionistischen Künstlergruppe „Die Brücke“ in Dresden war. Gothein wurde daraufhin einer von zwei Schülern an dem von Kirchner und Max Pechstein gegründeten MUIM-Institut („Moderner Unterricht in Malerei“) in Berlin und malte mit Kirchner auf der Insel Fehmarn. Neben Gemälden fertigte er Holzschnitte und Holzskulpturen an.
Da er aufgrund seiner schlechten Gesundheit nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurde, konnte er weiterhin künstlerisch tätig sein. 1918 fand er mit Pastellen zu Georg Büchners „Woyzeck“ seinen eigenen Stil, mit dem er sich von seinem Freund und Lehrmeister Kirchner löste. In den 20er Jahren begann Gothein sich mit Keramik zu befassen. Zwischen 1924 und 1937 entstanden zahlreiche Entwürfe für Haushaltskeramik, Pflanzgefäße und Zierkeramik für den Garten, die u.a. bei der Staatlichen Majolika-Manufaktur Karlsruhe und den Steingutfabriken Velten-Vordamm ausgeführt wurden. 1926 heiratete er Johanna Jungaberle, mit der er zunächst in Heidelberg wohnte. Ab 1940 lebten sie zurückgezogen in einem Dorf im Schwarzwald, wo Gothein sich – angeregt von den Graphikalben des Belgiers Frans Masereel – vor allem Holzschnittserien widmete. 1945 ließ sich Werner Gothein in Unteruhldingen am Bodensee nieder, 1948 erschienen seine erste Holzschnittmappe und sein erstes Holzschnittbuch bei der Lovis-Presse in Schwenningen. In der Folgezeit beschäftigte sich Gothein vorwiegend mit Holzschnittserien. Daneben entstanden zahlreiche Zeichnungen mit Ölkreide. 1963 fertigte er eine Altartafel für die Versöhnungskirche in Rüsselsheim an. Am 2. Juni 1968 starb er in Unteruhldingen.
In der Heidelberger Zeit war Fraenger mit der gesamten Familie Gothein befreundet. Marie-Louise Gothein gehörte als einzige Frau dem Vorstand der „Gemeinschaft“ an. Eine Mappe mit fünf Holzschnitten von Werner Gothein wurde 1920 ebenfalls von der „Gemeinschaft“ veröffentlicht. Der rege schriftliche Kontakt zwischen Fraenger und Gothein währte bis zu Fraengers Tod. Anläßlich einer Ausstellungseröffnung Gotheins in Berlin 1960 kam es zu einer Wiederbegegnung mit Fraenger.